Thema: Altern allgemein

Claudia am 11. April 2011 — 4 Kommentare

Die Macher-Philosophie ablegen: Würde und Diskriminierung im Alter

Auf TT.com ist ein sehr lesenswertes Interview mit dem Ethiker und Gerontologen Heinz Rüegger erschienen. In „Dem Alter mehr Würde geben“ ist von den verschiedenartigen Diskriminierungen des Alters die Rede. Als da ist

  • „Age­ismus“ – eine gesellschaftliche Haltung, die das Alter als störend ansieht. Alte sollen sich möglichst jugendlich geben, um noch gesellschaftlich akzeptiert zu werden; Maßstab der „Normalität“ sind die Kompetenzen des mittleren Alters (gesund, fit, leistungsstark), was alle Älteren zu defizitären Existenzen herab würdigt;
  • Unergonomische Technik: viele Produkte sind „altersfeindlich“ gestaltet und verpackt. Bei schwindender Feinmotorik können sie von Alten nicht genutzt werden, was der Selbständigkeit abträglich ist;
  • Diskriminierung im Gesundheits- und Sozialwesen: bestimmte Therapien werden Hochbetagten verweigert. Und es gilt zu Unrecht als „normal“, im Alter zunehmend unter Schmerzen und Despressionen zu leiden;
  • Diskriminierung in Heimen und Anstalten: nicht mal ausreichende Versorgung mit Essen ist gewährleistet, von all den schlimmen Zuständen und Bevormundungen ganz zu schweigen, von denen wir immer wieder lesen müssen.

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Claudia am 20. Februar 2011 — 3 Kommentare

ARD-Doku: Die verunsicherten Alten

Gerade hab‘ ich mir in der Mediathek die Doku „Die verunsicherten Alten“ aus der Serie „Deutschland unter Druck“ angesehen. Ein beeindruckender, die Widersprüche und Probleme alter Menschen heute ins Zentrum stellender Film!

Arme Alte, reiche Alte

Einerseits hören wir fortwährend, es wäre Rentnern noch nie so gut gegangen wie heute. Doch 2,5 Millionen Alte sind „armutsgefährdet“, also jeder siebte. Zum Beispiel Ilse Baumann aus Berlin, 74, die mit 650 Euro im Monat auskommen muss – für alles, denn sie bekommt wegen dieser „zu hohen“ Rente keine Grundsicherung. Noch wohnt sie selbstständig, kann aber ihren Lebensgefährten in einem Berliner Pflegeheim nur zweimal im Monat besuchen: die Tickets sind zu teuer, ein Sozialticket bekommt sie nicht. Ihre Enkel besucht sie nicht mehr, weil sie sie nicht – wie die „anderen Großaltern“ – beschenken kann. In der vierten Woche des Monats kocht sie nur noch Kartoffeln. Weiter → (ARD-Doku: Die verunsicherten Alten)

Claudia am 01. Februar 2011 — 7 Kommentare

Von Körper und Geist, Identität und Alter

Wer bin ich? Bin ich „Seele“, die in einem Körper wohnt und erstaunt oder erschrocken bemerkt, wie dieser langsam aber sicher altert? Diese uralte, aber gleichwohl immer noch als wahr „gefühlte“ Sicht der Dinge lässt uns glauben, wir könnten – mal angenommen eine gute Märchenfee würde uns das anbieten – eine solch‘ wundersame Verjüngung des Körpers verlustfrei überstehen. In den Geschichten vom „Jungbrunnen“ findet sich diese Idee ebenfalls: von jetzt auf gleich wieder zwanzig oder dreißig sein – wäre das nicht toll?

Lukas Cranach: der Jungbrunnen

Angenommen, die Märchenfee würde mir tatsächlich erscheinen: mit meinem heutigen Bewusstsein würde ich das Angebot wohl abschlagen – es sein denn, ich litte große Schmerzen, wäre unrettbar krank und gebrechlich. (Mit der eigenen Schwäche muss man ja immer rechnen).

Ich bin der Körper, ich „habe“ ihn nicht nur

Warum? Weil ich nicht mehr glaube, dass meine Seele nur im Körper wohnt. Weil ich weiß und jeden Tag erlebe, dass ich (auch) der Körper bin. Morgens kann ich z.B. sehr gut schreiben: es fällt mir viel ein, die Sätze fließen mühelos in die Tasten. Spätnachmittags wird das zäher und eher mühsam – ein kreatives Tief, die Energie ist irgendwie weg. Tageszeiten, Jahreszeiten, Krankheiten, jede Veränderung des Körperbefindens einschließlich derjenigen, die man dem Altern zurechnet, verändert mich – nicht nur „den Körper“. Weiter → (Von Körper und Geist, Identität und Alter)

Claudia am 25. Januar 2011 — 1 Kommentar

Die Kunst des Alterns in der Literatur

Eine wahre Fundgrube interessanter Zitate rund ums Thema „Altern“ findet sich auf einer übersichtlichen, aufs angenehmste navigierbaren Themenseite des Leipziger Bücherleis zur „Kunst des Alterns“.

Anstatt nun irgend etwas aus dieser anregenden Zusammenstellung erneut zitierend zu übernehmen, serviere ich hier statt dessen eine ganze Reihe Direkt-Links zu den Textschnipseln, deren Überschriften mich zum Lesen reizen – und vielleicht ja nicht nur mich:

Lebenszeit, Lebensgefühl | Beginnendes Alter | Stolpersteine des Alters | Der Geruch des Alters | Endstation Pflegeheim | Über 70 | Der Ernst des Alters | Die Zeit aufhalten | Grenzalter und Pufferzone | Adrenalin in alten Adern | Forever Young | Das Knacken des seelischen Rückgrates | Fünzig Jahre alt! | Verlust von Eigenschaften | Unliebsame Zeugenschaft | Sportlicher Rückzug | Gruftgeneration | Dumme Angewöhnung | Verengter Horizont | Zu müde, um weiterzukraxeln | Altersfrei | Jugend und Alter | Mühe bis in den Tod | Ein Rückzug | Über die Generationen hinweg | Altersdemenz | Schutzringe | In Knospen ausbrechen | In den Wechseljahren | Zusammenschrumpeln | Nichts Gutes daran.

Banner Leipziger Bücherlei zur Themenseite Kunst des Alterns.

SuMuze am 15. Januar 2011 — 44 Kommentare

Zur Kunst des Alterns

Warum es auch jungen Menschen vor dem Alter grauen kann.

Es ist enorm praktisch, daß Dinge Eigenschaften haben. Zumindest, wenn es vorkommt, daß du vor dem Ding also solchem eine Heidenangst hast. Diese Angst ist natürlich selten begründet, wie dir jedermann versichern wird, dem du sie irgendwann verrätst.

Du kennst vermutlich diesen wunderbar beruhigenden Satz: „Du brauchst keine Angst haben!“ Der erstens zwar grammatisch falsch ist, aber dennoch fast immer formal verkehrt angebracht wird – was eine Art psycho-linguistisches Naturgesetz darstellen dürfte. Und der deshalb zweitens zu den vermutlich nicht auszurottenden Grunddummheiten der Menschheit zu gehören scheint.

Skulptur im Kölner Dom, Foto: Hans Snoek - Pixelio.deDenn gerade das ist ja das Beängstigende: Angst zu haben, obwohl es keinen erkennbaren Grund dafür gibt. Auf keinen Fall einen, den du vorzeigen kannst, ohne Gefahr zu laufen, dich der Lächerlichkeit preis zu geben. Angst, das ist wohl für einmal und immer gewiss, richtet sich stets auf das Namenlose und Gesichtslose. Das, was hinter der Tür, jenseits der Berge, der Blätter und des Horizontes wartet. Nicht das Ding auf der Schwelle, sondern jenes, das sich jeden Moment darauf dunkel, naß und entsetzlich niederlassen könnte, es aber noch nicht getan hat.

Sobald dieses Ding jedoch Eigenschaften bekommt, beginnt auch die Angst davor, solche anzunehmen. Und setzt somit ein Gesicht auf. Nimmt Gestalt an. Was sie schon kleiner macht. Freundlicher beinahe. Weil Gestalt und Gesicht der Angst ein zu Hause bieten, ein sie umgebendes Heim. Nicht das, was du in einem Gesicht siehst, ist ja das Unheimliche, sondern eben stets das, was du dort gerade nicht siehst. Oder noch nicht.

Nun ja, das ist sicherlich keine die Welt bewegende Einsicht. Daß das so ist, weiß doch im Grunde jeder Mensch. Ein Blick in den Spiegel reicht. Was du dort von dir zu sehen bekommst, kann dich stolz oder auch verlegen machen, dich anwidern oder begeistern – aber es macht dir eigentlich keine Angst. Es ist ja anwesend! Dort, direkt vor dir. Es hat Gestalt, Form, Zweck und Leben.

Doch das nicht zu Sehende – das kann eine grausame Angst machen. Weshalb Totenschädel ein uraltes Symbol für das Grauen darstellen dürften. Du siehst sie nicht unter der gesund und fest darüber gespannten Haut, hinter den leuchtenden Augen, den Lippen, in denen noch Blut zirkuliert, und der Nase, die vielleicht wieder einmal tropft.
Trotzdem lauert auch DEINER dort. In dir. Ist unsichtbar. Vorhanden aber nicht zu sehen. Wie das, was noch kommen wird. Wie das – Alter!

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Claudia am 11. Januar 2011 — 4 Kommentare

My Generation – der Chor der Alten fetzt richtig los

„People tried to put us down…“ – so beginnt der berühmte Song der Who, mit dessen Cover-Version die älteste Rockband der Welt, die „Zimmers“ einen Riesenerfolg landeten. 50 Rentner/innen aus verschiedenen Altersheimen gruppierten sich um den 90-jährigen Leadsänger Alf Carretta (1917 – 2010) und stürmten im Sommer 2007 die englischen Charts.

Mit dem Song wollen die Sänger, die zusammen über 3700 Jahre alt sind, auf Isolation und Ausgrenzung alter Menschen aufmerksam machen. Sämtliche Erlöse auch den Aufnahmen und Auftritten fließen in Projekte der Altenhilfe.

Hier gehts zur Homepage der fidelen Truppe.

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