Über Twitter fand ich den Hinweis auf den Artikel „eines weisen Mannes“, dem ich gleich neugierig folgte. Ich landete auf Jean-Pol Martins Weblog, der in „Angenehm, auch im Alter?“ der Frage nachgeht, die ich im Titel etwas weniger rücksichtsvoll formuliert habe.
Jean Pol Martion ist ein 1943 geborener Pädagoge, der nach einer Universitätslaufbahn nun seit drei Jahren im Ruhestand lebt – allerdings alles andere als ruhig! Er bloggt und bringt Senioren das Netz näher, daneben lässt er uns auch an seinen Erfahrungen und Gedanken über das Altern teilhaben. Und das klingt so:
„Plötzlich interessieren einen gesellschaftlichspolitische Themen wie demographischer Wandel, Sterbenshilfe, Hospizbewegung, Demenz, Altersheime und Pflege ganz besonders. Dies nicht zuletzte auch deshalb, weil man als 70 Jähriger sich permanent um die noch ältere Generation kümmern muss, die ihre eigenen Interessen (beispielsweise Verdauung) umfangreich ins Spiel bringt. Wenn man nicht aufpasst, transportiert man diese Themen dann selbst weiter bei jeder Gelegenheit, und eine Gelegenheit findet sich fast immer. Ein Ort, in dem ich diese Inhalte legitimerweise anspreche, sind die Philosophie-Workshops die Seniorentreffs und die Grünen Sitzungen. Aber: habe ich früher meiner Frau, meinen Kindern und meinen Freunden über Projekte mit Schülern und Studenten ausführlich berichtet, so besteht die Gefahr, dass meine Gespräche sich jetzt um Rollatoren, Barrierefreiheit, Arthrose und grauen Star drehen. All dies natürlich aus theoretischer Sicht!:-) Es ist durchaus möglich, dass ich mich auf diese Weise aus der Depression rette, der Preis dafür könnte sein, dass alle anderen um mich herum in die Depression hineinschlittern!“
Den ganzen Artikel lesen, lohnt! Es folgt eine kurze Betrachtung der allzu schnell genutzten Diagnose „Depression“, wenn ein alternder Mensch nicht mehr „permanent happy“ erscheint. Im Kapitel „Maßnahmen“ folgen dann konkrete Ratschläge, wie man es vermeidet, als im besten Fall noch schrulliges, aber insgesamt doch eher lästiges Alteisen wahrgenommen zu werden
Tipps, die nicht allen gefallen werden:
„Vorwürfe, Kritik, negative Beschreibungen, Verklärung der Vergangenheit und Vedammen der Jetztwelt und Zukunftswelt sollte man absolut vermeiden. Das habe ich bereits in früheren Zeiten getan, mit zunehmendem Alter muss an dieser Regel eisern festgehalten werden. Ist das Umfeld noch bereit, pessimistische Äußerungen von jungen Menschen zu akzeptieren, so reagiert es schnell gereizt, wenn Negatives von Seniorenmund stammt.“
Nichts mehr kritisieren, weil man als alter Mensch eher die Stimmung verdirbt? Ich wette mal, dieser Tipp findet nicht nur Zustimmung – oder doch?
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12 Kommentare zu „Wie vermeidet man, im Alter allen auf die Nerven zu gehen?“.