Claudia am 18. Februar 2011 —

Sterbehilfe-Debatte: Deutsche Hospizstiftung hält Ärzte für empathische Nullen

Das geht jedenfalls aus einer Stellungnahme des Geschäftsführers Eugen Brysch hervor, die mir in der TAGESSCHAU vom Donnerstag schier die Sprache verschlagen hat!

Es geht um die Lockerung der Standesregeln der Bundesärztekammer in Sachen Sterbehilfe, die nun lediglich feststellen, dass die Mitwirkung des Arztes bei der Selbstötung keine Aufgabe des Arztes sei. Die vorherige Formulierung, die Sterbehilfe widerspreche ärztlichem Ethos und könne strafbar sein, wurde gestrichen.

Herr Brysch kritisierte die neue Richtlinie mit dem Argument, der Arzt würde bei der schwierigen Entscheidung weiterhin alleine gelassen,

„denn er steht jetzt im Dilemma: Wie soll er entscheiden als praktischer Arzt, wann ein Leiden so unerträglich ist, dass er diesen Patienten bei der Selbsttötung unterstützen soll?“

Ja Himmel nochmal, was erwartet er denn da an Vorgaben? Und WER außer dem Sterbenden selbst kann denn nach welchen Kriterien und mit welchem Recht entscheiden, was UNERTRÄGLICH ist?

Leiden ist nicht normierbar

Was dem einen noch ein verlängerungswürdiger Zustand ist, ist für den anderen eine sinnlose Hölle des Leidens. Schmerz und Leid ist nicht normierbar! Ich frage mich wirklich, wie der Geschäftsführer der Hospizstifung, die das doch eigentlich am besten wissen müsste, zu so einem Statement kommt. Und ganz nebenbei ist es eine Ohrfeige für alle Ärzte, die am Schicksal ihrer Patienten Anteil nehmen (ja, es gibt sie noch!). Er traut ihnen nicht zu, sich im Kontakt zum Sterbenden eine Meinung zu bilden. Etwas, was doch eigentlich JEDER mitfühlende Mensch können sollte!

Persönlich bin ich der Meinung, über das Ende sollte allein der Sterbende SELBST bestimmen. Natürlich soll jeder Arzt das Recht haben, sich zu verweigern. Aber es dann auch rechtzeitig sagen, damit man sich noch einen anderen suchen kann.

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Bild: Günter Havlena / pixelio.de

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Diskussion

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3 Kommentare zu „Sterbehilfe-Debatte: Deutsche Hospizstiftung hält Ärzte für empathische Nullen“.

  1. Die Sterbehilfe ist nach meiner Einschätzung kein ethisches Problem, sondern ein Haftungsproblem, und das ist das Problem.
    Für Angehörige, die der Meinung sind, der Arzt hätte noch lebenserhaltende Massnahmen einleiten sollen und eine andere Sicht der Dinge haben als der Arzt, können diesem das Leben ganz schön zur Hölle machen.
    In Amerika, wo Haftungsfragen viel öfter durchgeklagt werden, haben Ärtze schon das Problem bei Einlieferung eines „Verdachts“ auf Herzinfarktes. Bei einem Verdacht könnte es also ein Herzinfakrt sein, aber auch nicht. Ist es ein Herzinfarkt, ist die Intensivstation die beste Soforthilfe. Ist es keiner, kann eine Intensivstation gar zu solch einem führen. Für die Ärtze, die entscheiden sollen, wurde also eine Checkliste mit ca. 50 Kriterien entwickelt, die abgearbeitet werden und dann die entsprechende Massnahme eingeleitet wird.
    Zu dieser Entwicklung haben vornehmliche klagebereite Familienangehörige geführt, was sogar in vielen Fällen vielleicht berechtigt sein mag. Wie kommt also die Kuh vom Eis, auch in Vereinbarung mit dem Arzt, das dieser nicht nach jeder Entscheidung sich fragen muss, ob da von den Angehörigen nicht noch Ärger ins Haus steht.
    Die Krebsärtzin Bach gibt da schon zum Nachdenken auf.

  2. Man hätte aber doch kein „Haftungsproblem“, wenn man einfach den Willen des Sterbenden respektiert! Es gibt doch kein „Recht auf Weiterleben der Angehörigen“, oder wie?

  3. Für mich liegt das Problem bei der Sterbehilfe darin, das nur Menschen darüber debattieren und Gesetze beschliessen, die
    überhaupt nicht von dem „Problem“ betroffen sind.
    Ich vergleiche das immer mit den Zuschauern bei einem Fussball-
    Spiel. Die wissen am besten welche Spielzüge und Taktik zum Sieg
    führen würde. Nur wenn sie dann selbst am Ball sind, spüren sie
    mit einem Mal die „harte Realität“ und die sieht meist etwas
    anders aus.
    Wer weiss denn schon wie er einen Menschen quält, der nur noch
    mit Hilfe von Maschinen weiterleben kann, wer weiss was in einer
    Seele vor sich geht wenn man Tag für Tag gegen eine kalte weisse Zimmerdecke starrt, wer weiss schon was man einem Menschen antut der sich nichts sehnlicheres wünscht als das man ihm hilft
    um sich endlich auf den Weg zum ewigen Frieden machen zu können.
    Dabei wäre alles so einfach, wenn man nur den Willen eines Menschen akzeptieren würde, sofern er es dann noch kann
    oder schriftlich niedergelegt hat