„Heilige Seekuh, ich könnte Ihnen ewig zuhören! Ich würde Sie am liebsten auf diesem Hocker festbinden, damit Sie mir den ganzen Nachmittag lang alles erzählen, was Ihnen einfällt!“
Wer sagte das zu wem? Es war „MaDove“, die in ihrem Blog „Dinge. Und Sachen“ über die Begegnung mit einem über 80-Jährigen alten Herrn berichtet – ihr „Lieblingskunde“, der alle paar Wochen in ihren Laden kommt und ein bisschen mit ihr plaudert.
Dieses Plaudern ist allerdings so ganz anders als das, was MaDove bei alten Menschen gar nicht mag, die „im Alter dazu neigen, ihre Aufmerksamkeit auf ihre eigenen Erinnerungen und auf die von ihnen erworbene Weisheit zu richten, und beides mehr oder weniger ungefragt und mehr oder weniger ausführlich mit mir zu teilen“.
Was ist so anders? Der alte Mann erzählt Anekdoten, die NICHT dazu dienen, ihn selbst besser dastehen zu lassen. Er zeigt großes Interesse an ihrer Meinung, will nicht vor allem selber reden und geht sogar konkret auf das ein, was sie sagt. Und noch bevor sie auch nur daran denkt, dass sie nun besser mal wieder arbeiten sollte, beendet er das Gespräch von sich aus.
Dass dieses Verhalten (das eigentlich ein ganz normal menschliches sein sollte, aber nicht ist) solch eine Begeisterung hervorruft, zeigt deutlich, dass Alter kein Mangelzustand sein muss. Nämlich dann nicht, wenn es nicht mehr darum geht, selber im Mittelpunkt zu stehen und zu glänzen. Der einst Suchende ist zum Gebenden, zum Liebenden geworden und kann Andere mit dem beschenken, was viele ersehnen, aber selten bekommen: Ungeteilte Aufmerksamkeit, Zuwendung, Interesse, Bedeutung.
Diskussion
Kommentare abonnieren (RSS)
11 Kommentare zu „Der Lieblingskunde oder: Lieben statt geliebt werden wollen“.