Claudia am 30. Januar 2023 —

Frage an ChatGPT: Soll es Fahrtüchtigkeitsprüfungen im Alter geben?

ChatGPT ist derzeit die fortschrittlichste Künstliche Intelligenz, die der Öffentlichkeit zur Verfügung steht. Die KI beeindruckt durch ein umfangreiches Wissen und die Fähigkeit, sich im Dialog gut auszudrücken – auch auf Deutsch! Im Digital Diary habe ich diese Fähigkeiten am Beispiel der Frage nach dem Sinn des Lebens getestet. Hier setze ich den Test mit einer praktischeren Frage fort: Sollte im hohen Alter eine Prüfung der Fahrtüchtigkeit eingeführt werden?
Symbolbild Fahrtüchtigkeitsfrage

Vorab weise ich darauf hin, dass sich die KI noch in der Entwicklung befindet und nicht garantiert ist, dass sie nur Richtiges sagt. Deshalb heißt es auf der Webseite von OpenAI auch warnend: May occasionally generate incorrect information!

Ihr lest hier nun zuerst das kurze Gespräch ohne jede Korrektur, danach erfahrt Ihr, wo die KI geirrt hat. Los gehts:

Sollte im hohen Alter eine Prüfung der Fahrtüchtigkeit eingeführt werden?

Ob eine Überprüfung der Fahrtüchtigkeit im Alter eingeführt werden sollte, ist umstritten und hängt von verschiedenen Faktoren ab. Einige Argumente pro sind: erhöhte Unfallrisiken im Alter, medizinische Probleme, die die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen können. Andererseits gibt es auch Argumente dagegen, z.B. Diskriminierung älterer Fahrer und dass die meisten älteren Fahrer sicher fahren. Letztlich sollte eine solche Entscheidung auf wissenschaftlicher Evidenz und nach sorgfältiger Abwägung aller Faktoren basieren.

Gibt es denn eine wissenschaftliche Evidenz zu dieser Frage?

Ja, es gibt wissenschaftliche Studien, die sich mit der Fahrtüchtigkeit im Alter beschäftigen. Einige Studien zeigen, dass bestimmte kognitive und körperliche Funktionen im Alter nachlassen können und dass ältere Fahrer ein höheres Unfallrisiko haben. Andere Studien weisen jedoch darauf hin, dass das Alter an sich kein guter Indikator für die Fahrtüchtigkeit ist und dass viele ältere Fahrer sicher und verantwortungsvoll fahren. Es ist wichtig, die Ergebnisse dieser Studien sorgfältig zu berücksichtigen, um eine fundierte Entscheidung über die Einführung einer Prüfung der Fahrtüchtigkeit im Alter zu treffen.

Gibt es Länder, in denen eine solche Fahrtüchtigkeitsprüfung für ältere Menschen existiert?

Ja, es gibt einige Länder, die regelmäßige Fahrtüchtigkeitsprüfungen für ältere Menschen eingeführt haben. Hier sind einige Beispiele:

  • Deutschland: Ab einem Alter von 80 Jahren müssen Fahrer alle 2 Jahre eine ärztliche Untersuchung bestehen, die ihre Fahrtüchtigkeit überprüft.
  • USA: Einige Bundesstaaten, wie z.B. Illinois und New Hampshire, verlangen, dass Fahrer ab einem bestimmten Alter regelmäßig ihre Fahrtüchtigkeit nachweisen.
  • Japan: Ab einem Alter von 75 Jahren müssen Fahrer alle 2 Jahre eine ärztliche Untersuchung bestehen, die ihre körperliche und geistige Fitness für das Autofahren überprüft.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Regelungen von Land zu Land unterschiedlich sind und dass es auch innerhalb eines Landes regionale Unterschiede geben kann.

Wer verursacht denn in Deutschland mehr Unfälle mit Personenschaden? Ältere Menschen oder die Altersgruppe zwischen 18 und 21?

In Deutschland verursachen die Altersgruppe zwischen 18 und 21 vergleichsweise häufiger Unfälle mit Personenschaden als ältere Menschen. Laut Statistiken ist dies auf eine Kombination aus mangelnder Fahrpraxis und häufigerem riskanten Verhalten zurückzuführen. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Alter allein kein zuverlässiger Indikator für das Unfallrisiko ist und dass viele junge und ältere Fahrer sicher und verantwortungsvoll fahren. Die Prävention von Unfällen sollte auf einer Kombination aus sicheren Fahrzeugen, gut ausgebildeten Fahrern und sicheren Straßen basieren.

Wo die KI sich gewaltig irrt

So so! Zwar ist der Text wieder ganz wunderbar glatt, deshalb ist aber noch lange nicht alles wahr, was ChatGPT zum Besten gibt! Die Rechtslage in Deutschland beschreibt Bussgeldkatalog.net korrekt so:

„Wer in Deutschland eine Fahrerlaubnis erwirbt, besitzt diese in der Regel auf Lebenszeit. Es existieren keine Gesetze, die das Autofahren im Alter verbieten oder Senioren dazu verpflichten, ihren Führerschein ab einem gewissen Alter abzugeben. Auch regelmäßige Überprüfungen der Fahrtauglichkeit, wie sie beispielsweise in Dänemark oder Großbritannien bei Rentnern durchgeführt werden, sind nicht vorgeschrieben.“

Die Behäuptung der KI ist also komplett falsch! Auch die Angaben zur Unfallhäufigkeit mit Personenschaden sind fraglich, denn zumindest im Jahr 2018 sah das (bussgeldkatalog.net) anders aus:

Im Jahr 2018 waren Angaben des Statistischen Bundesamtes zufolge insgesamt 79.738 ältere Menschen an Unfällen mit Personenschaden beteiligt, was einen Anteil von 13,4 Prozent aller Unfallbeteiligten ausmacht. Zum Vergleich: Obwohl junge Fahrer aufgrund ihrer Unerfahrenheit im Straßenverkehr grundsätzlich als Risikogruppe gelten, handelte es sich lediglich bei 35.096 Beteiligten um Fahranfänger zwischen 18 und 21 Jahren (5,9 Prozent).

Wir wissen nicht, auf welcher Statistik die Aussage von ChatGTP basiert. Noch nicht, denn wir können sie ja mal fragen:

Kannst du diese Behauptung belegen?

Ja, hier ist eine Studie, die diese Behauptung unterstützt:

Statistisches Bundesamt (Destatis) (2020): Verkehrsunfälle mit Personenschäden in Deutschland. In dieser Studie werden die Verkehrsunfälle mit Personenschäden in Deutschland nach Altersgruppe der Fahrer ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen, dass die Altersgruppe zwischen 18 und 21 Jahren im Vergleich zu älteren Altersgruppen ein höheres Unfallrisiko hat.

Es ist wichtig zu beachten, dass diese Studie nur eine Momentaufnahme darstellt und dass sich das Unfallrisiko von Jahr zu Jahr ändern kann. Außerdem kann es innerhalb einer Altersgruppe große Unterschiede im Unfallrisiko geben, abhängig von Faktoren wie Fahrpraxis, Fahrzeugtyp und Verkehrsbedingungen.

Aha, immerhin ist diese Statistik neuer als die von 2018, auf die sich das Bußgeldkatalog.net bezieht. Zwar habe ich den Artikel „Autofahren im Alter“ mittels einer Google-Suche, gefiltert nach Fundsachen aus dem letzten Jahr gefunden. Der Artikel selbst trägt aber kein Datum, ist er vielleicht älter? Der einzige Kommentar zum Artikel ist von Rolf, gepostet am 1. Januar 2023!

An dieser Stelle wird deutlich, dass weder auf die KI noch auf ein Web-Medium wirklich Verlass ist! Man muss nach wie vor die Richtigkeit der Aussagen und ihre Aktualität überprüfen und darf sich auf keinen Fall auf den ChatBot verlassen, egal wie schön die Texte klingen. Dass die KI selbst auf die möglichen Unterschiede in verschiedenen Jahren hinweist, ist immerhin lobenswert!

Bemerkenswert ist, dass die KI ihre Quelle zwar zitiert, aber keine Web-Adresse (URL) angibt. Ganz offensichtlich will man Google (noch) nicht allzu direkt ins Suchgeschäft pfuschen.

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Diskussion

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2 Kommentare zu „Frage an ChatGPT: Soll es Fahrtüchtigkeitsprüfungen im Alter geben?“.

  1. Könnte es nicht sein, dass die Quellenangabe frei erfunden ist? Habe zumindest gehört, dass ChatGPT dazu neigen soll Quellenangaben zu erfinden.

  2. Glaube keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast…
    Ihre Argumentation, ChatGPT hätte die Statistik falsch wiedergegeben, ist nicht schlüssig. Tatsächlich kann ChatGPT sehr wohl mit der Aussage Recht haben. Es greift deutlich zu kurz, zur Beurteilung des Unfallrisikos (also die prozentuale Wahrscheinlichkeit mit der eine einzelne Person einen Unfall verursacht) nach Alter die absoluten Unfallzahlen einer Altersgruppe zu betrachten. Die Gruppe älterer Fahrer (was ist da überhaupt der Grenzwert?) könnte wegen der größeren Spanne (sicherlich über 10 Jahre) und der Demografie erheblich mehr Individuen enthalten als die nur 3 Jahre breite Spanne der jungen Fahrer. Außerdem muss berücksichtigt werden, wie viele Fahrten Individuen einer Gruppe absolvieren.
    Wenn 100 ältere Fahren 4 mal pro Woche mit dem Auto fahren und dabei 8 Unfälle verursachen, ist das ein Unfallrisiko Risiko von 2% (8/100*4).
    Wenn 50 junge Fahrer 2 mal pro Woche mit dem Auto fahren und dabei 4 Unfälle verursachen, ist das ein Unfallrisiko von 4% (4/50*2).